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Diskussionen und Meinungsaustausch am «3 + 2 Politpodium»

9. Oktober 2023 – Am Samstag 23.09.2023 lieferten sich Sandra Stadler, Marc Rüdisüli und Josef Gemperle von Die Mitte sowie die beiden Kandidierenden Denise Neuweiler, SVP, und Hansjörg Brunner, FDP, spannende Diskussionen um Themen wie die Kosten im Gesundheitswesen, die Wirtschaft, Klimaziele, Fachkräftemangel und vieles mehr

Diskussionen und Meinungsaustausch am «3 + 2 Politpodium»

Eschlikon – Nur wenige Interessierte nutzten die Gelegenheit, sich ein Bild über die fünf Kandidierenden zu machen. Das Politpodium, organisiert durch Die Mitte Eschlikon, gab den Gästen jedoch einen Einblick in die diversen Meinungen der Kandidierenden.

Gesundheitskosten

Alexander Kredt, Ortsparteipräsident die Mitte und Alex Frei, ebenfalls Die Mitte, führten durch den Anlass. Nach der Vorstellungsrunde und der Motivation der fünf Kandidierenden für den Nationalrat folgte ein reger Austausch über diverse Themen.

Marc Rüdisüli äusserte sich über das Angebot im Grundkatalog der Gesundheitskosten. «Man muss sicher darüber nachdenken, ob wirklich alles im Gesamtkatalog enthalten sein muss. Wir von der Mitte haben eine Kostenbremse-Initiative lanciert, welche den Grundsatz hat: Steigen die Kosten jährlich mehr als die Löhne, muss der Bund eingreifen und die richtigen Massnahmen ergreifen. Wir müssen die Anreize innerhalb vom System richtig setzen. Man könnte da sehr viel Geld sparen.» Für Sandra Stadler ist klar: «Je mehr Wissen man im Gesundheitsbereich hat, desto mehr Eigenverantwortung kann man wahrnehmen. Wenn alles digitalisiert würde, könnte man noch mehr Einsparungen machen.»

Auch Hansjörg Brunner sprach das Thema Eigenverantwortung bei den Gesundheitskosten an. «Man muss in der Grundversicherung schon wählen können, was man will und was nicht. Hier gäbe es ein grosses Sparpotential. Vor allem auch der Einsatz von Generika würde die Kosten senken.»

Der Ansatz von Josef Gemperle ist «gesünder leben, mehr Sport betreiben und körperliche Bewegung in der Natur. So könnten wir die Gesundheitskosten sicher senken. Die Hausärzte haben ebenfalls eine wichtige Funktion bei der Kosteneinsparung.»

Denise Neuweiler wurde auf die Aussage von ihrer Parteikollegin Natalie Rickli angesprochen, welche sich dahingehend äusserte, die Versicherungspflicht aufzuheben. «Das ist sicher nicht der Weg. Aber es ist gut, hat Rickli diese Aussage gemacht. Man merkt jetzt, dass etwas gemacht und eine Lösung gefunden werden muss.»

Marc Rüdisüli begrüsst eine kurzfristige individuelle Prämienverbilligung für einkommensschwache Personen für die nächsten zwei bis drei Jahre. «Aber wir müssen das Problem an der Wurzel packen.»

Hansjörg Brunner warnt vor einer staatlichen Einheitskrankenkasse. «Das ist der falsche Weg, um Kosten einzusparen. Ich bin überzeugt davon, dass eine Einheitskrankenkasse Mehrkosten geben wird.»

Josef Gemperle findet dagegen, dass der Weg von einer Einheitskrankenkasse geprüft werden sollte. «Die Werbekosten, welche die Krankenkassen ausgeben, gehen auf ‘keine Kuhhaut’ mehr. Diese Kosten müssen schlussendlich auch die Versicherten bezahlen.»

Denise Neuweiler spricht die hohen Krankheitskosten an auch bezüglich der immer älteren Bevölkerung. «Wir haben auch immer mehr Behandlungsmethoden. Und wie viel darf man im Alter noch behandeln? Das ist eine moralisch-ethische Frage, welche sehr heikel ist. Dann kommt die Eigenverantwortung dazu. Man geht heute einfach schneller zum Arzt. Viele gehen auch nicht mehr zum Hausarzt, sondern ins Spital. Das verursacht höhere Kosten. Es muss sicher viel optimiert werden. Man muss das ganze System anschauen.»

Auch Hansjörg Brunner sprach das Thema «Notfälle» an. «Heute geht jeder mit einem Schnitt im Finger oder Kopfschmerzen gleich ins Krankenhaus. Damit wird das System belastet. Die richtigen Notfälle müssen dann hintenanstehen. Bei Bagatellen sollten die Kosten auf die Patienten abgewälzt werden.»

Marc Rüdisüli sprach auch die psychische Gesundheit an, welche sich vor allem bei den Jugendlichen verschlechtert hat. «Hier sollte in die Prävention investiert werden, damit danach die Kosten auf der anderen Seite gespart werden können.»

Fachkräftemangel

Hansjörg Brunner sprach die Abhängigkeit mit dem europäischen Umfeld an. «Wir brauchen eine gute Zusammenarbeit und gute Verträge mit Europa, damit wir den Markt gut bedienen können. Wenn es Europa schlecht geht, hat es auch Auswirkungen auf die Schweiz und insbesondere auf den Kanton Thurgau. Was vor allem aber auf Bundesebene gemacht werden kann, ist die immer höheren Regulierungskosten und die Bürokratie zu reduzieren. Der Wirtschaft geht es immer mal wieder besser oder schlechter. Der Staat soll uns ‘Unternehmer’ machen lassen und nicht Geld bringen.»

Denise Neuweiler sieht es ähnlich. «Der Staat setzt die Rahmenbedingungen, aber die Regeln sollte die Wirtschaft selbst machen können.»

Marc Rüdisüli sagt in Bezug auf den Fachkräftemangel, dass wir eine gewisse Zuwanderung benötigen. «Man muss aber auch gewisse Sachen wie einen flexiblen Rentenbezug überdenken.»

Josef Gemperle hat sich dahingehend geäussert, dass die Wirtschaft im Bereich Gewerbe und Industrie diskutiert wird, der Bauer kommt zu kurz. «Wir Landwirte werden sehr stark reguliert. Nicht alle Bauern teilen die Gedanken mit mir. Die Direktzahlungen fesseln uns dermassen, dass wir nicht mehr frei entscheiden können. Die Stimmung ist schlecht in der Landwirtschaft, das ist nicht mehr gut. Alles wird vorgeschrieben. Wir werden mit Kontrollen zugeschüttet und müssen eine Flut von Formularen ausfüllen. Aber, wir müssen davon wegkommen, dass wir für alles staatliche Garantien haben. Wir machen auf unserem Betrieb beispielsweise nicht Bio. Wir machen dann Bio, wenn man mit Bio die Menschheit ernähren kann. Das kann man im Moment nicht. Wir müssen den Kreislauf schliessen. Dafür versorgen wir über 100 Häuser mit erneuerbarem Strom. Alles andere wird honoriert, nur nicht die gesunde Nahrungsmittelproduktion.»

Auch Denise Neuweiler äussert sich dahingehend. «Es ist gefährlich, wenn der Staat mitfinanziert. Wer zahlt, befiehlt. Unser Selbstversorgungsgrad liegt bei 49 Prozent.» Sandra Stadler äusserte sich ebenfalls dazu: «Wir wollen Ernährungs- und Versorgungssicherheit möglichst aus dem Inland. Dieser Bereich ist extrem reguliert. Am Schluss wird uns aber noch vorgeschrieben, welche Kuhrasse auf welcher Weide stehen muss.»

Klimaziele

Gemäss Josef Gemperle ist es einfach: «Wir müssen weg vom Fossilen. Es ist sonnenklar, was die ganze Geschichte verursacht, es sind die fossilen Energien. Seit den 70er Jahren gibt es eine massive Zunahme. Wir verbrauchen dies jetzt in wenigen Jahren. Wir müssen auf Elektromobilität umstellen. Jedes Mobil, welches bewegt wird, ist drei Mal effizienter, wenn es elektrisch läuft. Die Technologie ist bei den Autos und Velos vorhanden. Beim Gebäudepark haben wir alle Technologien, um diesen zu 100 Prozent auf erneuerbare Energie umzustellen. Da hat es noch einen riesigen Handlungsbedarf. Ich finde, dass hier die Förderung wichtiger ist als Gebote und Verbote. Man muss nicht alles gesetzlich vorschreiben, aber mit Anreizen können wir es schaffen.»

Hansjörg Brunner ist es ebenfalls wichtig, nicht mit Verboten, sondern Anreizen zu schaffen. «Im Gebäudesanierungsbereich haben wir noch unendliche Möglichkeiten, um Energie zu sparen. Es gibt aber auch Möglichkeiten für Arbeit und Verdienst für das Gewerbe. Das ist eine Win-win Situation für beide Seiten. Wichtig ist, dass man die Energie bekommt. Hier appelliere ich auf mehr Pioniergeist. Wir müssen in der Forschung und Entwicklung offenbleiben.»

Mark Rüdisüli erklärt, dass viel in die Forschung investiert wird. Es ist eine Chance für die Wirtschaft, zu investieren. Wir brauchen den Strom jetzt, und nicht erst in 15 Jahren. Wir müssen in den Dialog investieren und den Hebel ansetzen.»

Sandra Stadler äussert sich, dass das Abkommen mit der EU ein entscheidender Punkt ist. Gemäss Denise Neuweiler ist die oberste Priorität die Versorgungssicherheit mit Strom. «Ob viele kleine Photovoltaikanlagen die richtige Lösung ist, bin ich nicht sicher.»

Josef Gemperle erklärt, dass der Fokus auf wichtige Punkte gelegt werden muss. «Wir haben Technologien. Wir haben die Sonne, benötigen aber auch die Windkraft.» Familienergänzende Tagesbetreuung «Ich finde es absolut zentral, dass man in die Familienbetreuung investiert.

Zu diesem Thema gehört auch der Fachkräftemangel», erklärt Marc Rüdisüli. «Viele Kantone und Gemeinden haben die Aufgabe nicht so gut wahrgenommen, wie sie eigentlich sollten. Darum bin ich dafür, dass der Bund das Angebot qualitativ gut ausbaut.»

Auch Sandra Stadler ist der Meinung, dass es einen Ausbau und ein familienergänzendes Angebot braucht. «Wichtig ist ein gutes Angebot, da nicht alle jungen Eltern die Grosseltern in der Nähe haben, welche die Betreuung der Kinder übernehmen können. Häufig sind die Grosseltern auch noch im Arbeitsleben. Die Finanzierung ist meiner Meinung nach auf Gemeindeund Kantonsebene zu lösen. Die finanzielle Unterstützung soll vor allem so sein, dass auch schwächer Verdienende davon profitieren können.»

Auch für Denise Neuweiler ist die familienergänzende Kinderbetreuung sehr wichtig. «Wir müssen aber auch aufpassen, dass wir den Familien nicht den Druck auferlegen, dass beide Elternteile arbeiten müssen. Es darf auch ein Elternteil zu Hause sein und die Kinder betreuen. Dies hat den gleichen Wert. Wichtig ist, dass die Verantwortung für die Erziehung und Entwicklung der Kinder bei den Eltern liegt und nicht bei den Betreuungsstätten. Kinder erziehen, das ist streng.» Dazu kommt, dass die externe Kinderbetreuung teuer ist. «Der Staat muss nicht für alle Kosten aufkommen. Auch die Wirtschaft muss sich daran beteiligen.»

Hansjörg Brunner äussert sich ebenso dazu, dass man nicht unbedingt einen Hochschulabschluss benötige, um Kinder zu betreuen. «Wir haben ein spannendes Projekt im Wirtschaftsportal Ost. Alle Einwohner der beteiligten Gemeinden können ihre Kinder in eine Kita geben, welche sie bevorzugen oder in dessen Nähe sie arbeiten. Und dies zu den jeweils gleichen Kosten. Das hilft auch kleinen Gemeinden, welche beispielsweise keine Kita führen. Hier müssen wir grösser und breiter denken. Auch Gewerbebetreibende, welche keine eigene Kita anbieten können, könnten ihren Beitrag dazu leisten, indem sie hier investieren für einen guten Mitarbeiter.»

Zum Schluss nutzten die Zuhörerinnen und Zuhörer die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Themen, welche noch diskutiert werden könnten, gab es noch genügend.

Artikel von Brigitte Kunz-Kägi REGI DIE NEUE